Brave Rats von Seiji Kanai erschienen bei Pegasus Spiele

Schon auf dem Pegasus-Pressetag war BRAVE RATS einer meiner positiven Überraschungen: schnell erklärt, schnell gespielt und dabei eine Menge Spaß gehabt. War es dort nur als Prototyp spielbar, kam pünktlich zu Essen die "richtige" Version auf den Markt – und in meinen Einkaufskorb. Und so war ich sehr gespannt, wie das Spiel von meinen Mitspielern wahrgenommen wurde.
Thema... ist etwas ... äh ... speziell: Der schottische Rattenkönig ist tot, so dass wegen der Nachfolge nun zwei Rattenclans gegeneinander in den Krieg ziehen. Wie es scheinbar im Hochland üblich ist, müssen aber nicht alle Clanmitglieder gleichzeitig kämpfen, sondern man schickt nacheinander immer einen Kämpfer zum Duell. Gut, dass ein Clan aus vielen verschiedenen Spezialisten besteht. Nur woher weiß ich, welchen ich in das Duell schicken muss?

Grafik... ist von Christophe Swal – und die überzeugt auf ganzer Linie! Spätestens seit dem Pixar-Film Ratatouille weiß man ja, dass Ratten auch niedlich sein können. Auf ähnliche Weise werden auch hier die Ratten in ihren unterschiedlichen Rollen illlustriert. Jede Karte ist dabei ein Genuss...

(Ausstattung)... und die Grafik kommt glücklicherweise auch richtig schön zur Geltung, da Pegasus BRAVE RATS mit extra großen und dicken Karten ausgestattet hat (LOVE LETTER lässt grüßen). Für die lange Variante sind nun aber keine roten Herzen in der Box, sondern ganz thematisch *hüstel* kleine Holz-Kronen. Lobenswert ist auch die Ergebnistafel, die anzeigt, wie die einzelnen Duelle bei den jeweiligen Konstellationen ausgehen.
Ablauf... ist einfach und direkt. Jeder Spieler hat acht gleiche Karten zur Verfügung und spielt jeweils eine davon verdeckt aus. Dann wird die Karte umgedreht und man schaut, wer die Karte mit den höchsten Wert gespielt hat (es stehen die Werte 0 bis 8) zur Verfügung. Der Gewinner erhält die gegnerische Karte und weiter gehen die Duelle – bis ein Spieler vier gegnerische Karten gewonnen hat.

Das alles wäre recht einfallslos, wenn die Karten nicht alle noch eine Sonderfunktion zur Verfügung hätten. Ähnlich wie schon im oben genannten LOVE LETTER bringen diese Sonderfunktionen nämlich das Salz in die Suppe (man erkennt die Handschrift des Autors Seiji Kanai). Von nun an gilt nämlich: ich denke, dass du denkst, dass ich denke... Gesegnet sind die Spieler, die über ein hohes Maß an Intuition verfügen.

Meist spielt man die Variante, bei der derjenige Spieler gewinnt, der drei dieser Duellwettbewerbe gewonnen hat (der Sieg eines solchen wird mit den Kronen angezeigt). Weitere mögliche Varianten sind auch benannt, doch haben mich diese nicht überzeugt. Am schönsten davon ist noch die Variante, in der jeder Spieler eine eigene Karte dem Gegner gibt (natürlich geheim). Die anderen Varianten sehen eine Zufallsverteilung der Karten vor (mit und ohne Drafting), was das Spiel aber unnötig glücklastig macht.
Das gefällt mir nicht so gut: Das Spiel trägt nur kurze Zeit. Man zockt es es ein paar Runden und dann will man etwas anderes spielen.

Das gefällt mir gut: Aber in dieser Zeit wird man bestens unterhalten. Manchmal sieht man wie der sichere Sieger aus (man führt 3:0), doch dann kommt die Stunde des Gegners – vielleicht durch das Ausspielen der Prinzessin. Die einzelnen Charaktere sind gut aufeinander abgestimmt, so dass jedes kleine Duell spannende Erlebnisse produziert. Natürlich braucht man dafür auch Glück (der Sieger wird es Intuition nennen), aber ganz ohne Köpfchen sollte man es auch nicht spielen. Bisher haben jedenfalls alle Mitspieler gerne diesen Kampf um die schottische Rattenkrone mit mir ausgefochten.
Fazit: BRAVE RATS ist zugegebenermaßen simpel – aber durch die einzelnen Karteneigenschaften eben nicht banal. Es ist schnell erklärt und die sehr schöne Aufmachung (inklusive einer witzigen Grafik) machen das Spiel zum perfekten Füller, wenn man noch auf einen dritten Mitspieler wartet. Oder das Mittagessen noch ein wenig dauert. Oder die Bahn wieder Verspätung hat. Oder...
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