Between Two Cities von Matthew O'Malley, Morten Monrad Pedersen und Ben Rosset – erschienen bei Morning Players
Bei Kickstarter über Stonemaier Games noch ausgelassen, dann 2015 auf der Messe in Essen mit sechs weiteren Spielern aus fünf Nationen als positive Überraschung kennen lernen dürfen. Man sollte Spiele also immer versuchen zu spielen und nicht schon nach dem Regeln-Lesen aussortieren...
Thema... ist ein wenig unrealistisch. Wir sollen uns im frühen 18. Jahrhundert befinden und als renommierte Stadtplaner zwei Städte neu konzipieren. Und weil man uns nicht vertraut, müssen wir uns pro Stadt noch mit einem anderen Planer zusammentun. Na ja, das Thema ist schon ein wenig konstruiert. Allerdings bezweifle ich, dass all zu viele Menschen überhaupt die Einleitung mit dieser umspannenden Geschichte gelesen haben. Passender für die einzelnen Stadtelemente wäre sicherlich eine Stadtentwicklung im aktuellen China gewesen.
Grafik... ist von Beth Sobel und eigentlich ganz gefällig. Allerdings finde ich die Grafik nicht gerade stimmig zu der Ausgangsgeschichte und dem frühen 18. Jahrhundert. Interessant auch, dass es eine europäische und eine amerikanische Version der einzelnen Stadt-Plättchen gibt. Studierte Grafikdesigner können bestimmt erklären, warum es da Unterschiede gibt. Als Spieler ist es wohl eher ein fun fact. Schade aber, dass die Chance verpasst wurde, mehr Variation in die Grafik zu bekommen (so hätte das Restaurant gerne anders aussehen dürfen als die "Musikhalle"). Gut gelungen finde ich die Symbol-Sprache.
Ausstattung... besteht hauptsächlich aus Pappplättchen, die verschiedene Stadtelemente darstellen (Park, Wohnhaus, Fabrik...). Für das Mittelspiel gibt es noch Plättchen, auf dem zwei Stadtelemente zu sehen sind – diese sind dann meist anders ausgerichtet, als man sich das im Spiel dann wünscht. Zusätzlich gibt es noch Spielkarten für einen Solomodus sowie für die Bestimmung der Sitzordnung. Schönes Schmankerl ist das Spielbrett, welches eigentlich nur für die Endwertung benötigt wird, und die schönen Siegpunktanzeiger, die durch berühmte Bauwerke dargestellt werden. Die Regel ist zu loben: klar auf den Punkt gebracht mit wertvollen Beispielen an der richtigen Stelle.
Ablauf... ist schnell erklärt und schnell gespielt: In der ersten und dritten Runde bekommt jeder Spieler sieben Einzel-Plättchen in die Hand gedrückt. Davon halte ich zwei zurück und gebe den Rest an meinen Nachbarn weiter. Das mache ich dreimal, so dass das übrig gebliebene Plättchen in die Mitte kommt. In der zweiten Runde bekommt jeder Spieler drei Doppelplättchen auf die Hand, davon hält er wieder zwei zurück und der Rest kommt in die Mitte. Kommt einem irgendwie bekannt vor? Ja, 7 WONDERS lässt grüßen (oder eben andere Draft-Spiele). Der Clou des Spiels kommt dann in der zweiten Phase nach dem Aussuchen der Plättchen: Jeweils ein Plättchen baue ich in eine Stadt links von mir und das andere rechts von mir – und diese Städte baue ich mit dem jeweiligen Nachbarn zusammen! Idealerweise wird das nicht stumm und stumpf gemacht, sondern hier wird sich jetzt fleißig mit den Nachbarn ausgetauscht. Dieses Kernelement macht das Spiel so besonders. Hat am Ende der dritten Runde jeder Spiele links und rechts von sich eine Stadt mit 4×4 Plättchen ausliegen, werden die verschiedenen Stadtelemente gewertet (bspw. Wohnhaus neben Fabrik ist doof, Restaurant neben Büro-Gebäude ist super). Dummerweise geht beim finalen Vergleich der Siegpunkte aber nur die Punktzahl der Stadt ins Rennen, die die wenigsten Punkte gemacht hat. Mein Bestreben muss also dahin gehen, beide Städte halbwegs gleichwertig punkten zu lassen.
Das gefällt mir nicht so gut: Das Spiel lebt von der Kommunikation zwischen den Spielern. Sind diese maulfaul, kommt kein Spaß auf. Schwierig wird es auch mit Spielern, die noch den letzten Siegpunkt raus quetschen wollen. Dann kann die letzte Runde ganz schön lange dauern: gilt es doch zwei Städte zu optimieren und dafür müsste man einiges rechnerisch ableiten (was sogar größtenteils funktioniert). Leider geht dann der luftige "flow" des Spiels verloren. Auch kann es bei diesem Spielsystem vorkommen, dass mehrere Spieler am Ende gleich viele Punkte geholt haben. Dann kommt ein merkwürdiges Tie-Breack-System zu tragen.
Das gefällt mir gut: Das Spiel ist schnell gespielt und sehr gut geeignet für größere Gruppen. Durch die kommunikative Auslegephase besteht eine hohe Interaktion mit den Mitspielern. Zusätzlich sind die Entscheidungen nicht trivial – auch wenn die eigenen Planungen von den Nachbarn durchkreuzt werden können. Da gibt man extra ein Plättchen im Draft weiter, damit es der Nachbar in der nächsten Runde einbauen kann. Macht er dann auch – dummerweise nur in dessen andere Stadt. Auch wenn das ursprüngliche Thema nicht getroffen wird, gefällt mir auch die Ausstattung sehr gut.
Fazit: Als Füller oder Absacker in einer großen Runde ist BETWEEN TWO CITIES perfekt. Möchte man es etwas anspruchsvoller und länger, dann sollte man besser zu 7 WONDERS greifen.
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